Wenn die Erfüllung fehlt – Ein Bericht über meinen Weg aus Depression und Burnout

Es war Sommer 2009 und ich hatte gerade mit einem Praktikum in einer Kindertages-Stätte begon­nen. Meine Perspektive war eine verkürzte Erwachsenen-Lehre als Fachmann Betreuung im Kinder-Bereich, mit der ich nach diesem Praktikum beginnen wollte. Doch nach wenigen Tagen wurde mir klar, dass sich auch diese letzte Hoffnung auf einen Ausweg aus dem Hamster-Rad, in dem ich mich seit meiner ersten Stelle wähnte, als Illusion herausgestellt hatte. Jetzt war ich endgültig in der Sackgasse angekommen und ich kann mich noch genau erinnern, wie etwas in mir aufgab. Fortan scheute ich den Kontakt mit den Menschen und ich hatte keine Freude mehr am Morgen aufzu­stehen und zur Arbeit zu gehen. Am Wochen-Ende blieb ich am liebsten zuhause im Bett und fühlte mich total erschöpft.
Doch was konnte ich tun? In meiner Wahrnehmung war mein Problem «nur» psychisch und folglich mein Bedürfnis nach Hilfe nichts wert. Für mich ging es jedoch um Leben und Tod, weil alle meine Träume und Ziele in einer grossen inneren Leere, Einsamkeit und Trauer ver­schwanden…

Heute, im Frühling 2021, lebe ich mehr denn je und bin dafür sehr dankbar. Meine zuvor beschrie­bene Irrfahrt setzte sich zwar noch einige Jahre fort, allerdings hatte ich das Glück, auch in den dun­kelsten Momenten von einer inneren Kraft geführt zu werden. Manchmal mehr, manchmal weniger bewusst. Genau genommen war die Situation von meinem aktuellen Standpunkt aus betrachtet eine Befreiung. Ich konnte mich intensiver meiner Spiritualität zuwenden und fing an, genauer hin zu schauen, was mir wirklich wichtig ist.

Vor rund 4.5 Jahren entdeckte ich in einem Kurs meine Berufung als Natur- & Visions-Coach, als mich die Leiterin motivierte, eine Wanderung auszuschreiben. Das fand ich zunächst ein wenig verrückt, realisierte aber bald, dass ich in dieser Tätigkeit alle meine Talente und Fähigkeiten optimal vereinen kann.

Die Erfüllung besteht für mich darin, mich völlig einer Aufgabe zu widmen, die ich liebe. Das ist für mich das höchste aller Gefühle. Eine Vision des Dienens am Nächsten. Aus dieser Vision leite ich täglich kleinere und grössere Ziele ab, die ich Schritt für Schritt so gut wie möglich umsetze. Es ist ein Prozess mit einem eigenen Rhythmus, wobei mich Bewegung in der Natur sehr unterstützt. Auf diese Art kann ich mich entspannen, die Sorgen, den Stress und die Zweifel hinter mir lassen und mich neu ausrichten.
Mir gefällt es, mich an den einfachen Dingen zu erfreuen. Sei es die Melodie eines singenden Vogels, die Pracht einer blühenden Blume oder die Wärme der Sonne auf meiner Haut. Das stille Beobachten der Natur stoppt mein Gedanken-Karussell und ich empfinde mich als Teil einer schöpferischen Ordnung. Durch Kontemplation und imaginative Übungen gelingt es mir, diese Erfahrungen in den Alltag zu integrieren und mich an deren anhebende Präsenz zu erinnern.

So bin ich bereit für die nächsten Herausforderungen und Wachstums-Gelegenheiten, welche mir das Abenteuer Leben bietet.

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